Nach einer kurzen Hitzephase (Hitzehöhepunkt mit 37 Grad in Opfershofen) folgte am späteren Dienstagabend aus Südwesten ein Gewittersturm und am Mittwoch sorgte gewittriger Starkregen gebietsweise für über die Hälfte des zu erwarteten Juliniederschlags.
Zuerst Hitze….
Auf der Vorderseite des Tiefdrucksystems über Nordwesteuropa, floss am Dienstag aus Südwesten feuchte und noch heissere Luft in die Region. Mit beinahe uneingeschränktem Sonnenschein konnten in der ohnehin heissen Luftmasse die bisher höchsten Temperaturen gemessen werden.
… dann Blitze und Sturm
Eine zum Tiefdrucksystem dazugehörige Kaltfront näherte sich im Laufe des Tages der Schweiz an. In der energiereichen, heissen und tüppigen Luftmasse sind solche „Annäherungen“ ein Auslöser „Trigger“ um ein Himmelsfeuerwerk auslösen. Ausgelöst hatte es schliesslich am späteren Nachmittag etwas westlich von Genf über französischem Boden, wo sich explosionsartig erste Gewitter-Einzelzellen bildeten. Diese verclusterten miteinander, wodurch ein mächtiger Gewitterkomplex ((MCC = mesoskaliger konvektiver Komplex) entstand – das grösste Gewittersystem überhaupt. Durchmesser ca. 520 km! Dieses zog in weiterer Folge von der Westschweiz über uns hinweg weiter nordostwärts.
Der Druckunterschied vor dem Eintreffen der Gewitterfront, ausgelöst durch markanten Temperaturgradienten zwischen der Zentralschweiz und der Nordostschweiz/Oberthurgau betrug teils beachtliche 7 hPa – ein Unterscheid den die Natur ausgleichen will und tut. Diesen spürten wir bald. Mit einer Wahrscheinlichkeit, dass, das Potenzial für schwere Sturm- oder Orkanböen vorhanden ist, stufte „Oberthurgauer Wetter“ die vorhandene Warnung von rot (grosse Gefahr) auf die höchste Stufe violett (sehr grosse Gefahr) hoch. Etwa um 21:40 traf der „MCC“ in voller Stärke mit zahlreichen Blitzentladungen, Platzregen, besonders aber mit teils schweren Sturmböen im Oberthurgau ein. An manchen Orten wurden Bäume entwurzelt, Äste abgebrochen und einzelne Ziegel von den Dächern gefegt. In der Tabelle unten sind die Böenspitzen ersichtlich. Es ist aber darauf hinzuweisen, das durchaus noch höhere Windgeschwindigkeiten durch das Messnetz „geschlüpft“ sein dürften.
Übrigens zog am Mittwochmorgen (ca. 7 Uhr) ein zweiter, wenn auch schwächerer „MCC“ über uns hinweg.
Windspitzen am Dienstagabend, 11. Juli 2023
Gewittriger Starkregen und Hagel
Die oben erwähnte Kaltfront überquerte uns aber noch lange nicht. Es lag vielmehr eine Luftmassengrenze über unseren Köpfen, welche am Mittwoch immer wieder für gewittriger Starkregen und – im Gegensatz zum Vorabend, wo der Regen eine nebensächliche Rolle spielte – auch für die höchsten Niederschlagssummen verantwortlich war. Aber wie oft bei konvektiven Niederschlägen bekommen nicht alle gleich viel ab. Am späteren Nachmittag zog eine markante Zelle mit Hagel über Teile des Oberthurgau. So wurden in Amriswil rund 2 cm grosse Hagelkorne gesichtet.
ca. 2 cm Hagelkorn am 12. Juli 2023
Erst am Donnerstagmorgen zog die Kaltfront relativ unspektakulär über die Region hinweg und trieb die schwüle Luft endgültig aus dem Land.
Die zusammengefassten Niederschlagssummen seit Dienstagabend tun sicher der Natur gut.
aufsummierter Niederschlag: Dienstag bis Donnerstag 11. – 13. Juli 2023
Aussicht
Am Freitag sorgt ein Hoch für stabilere Verhältnisse, dies mit trockener und warmer Luft. Aufs Wochenende kommen wir auf der Vorderseite von Tief «Sandor» über den Britischen Inseln wiederum in eine zunehmend feucht-heisse Südwestströmung – die Schauer- und Gewitterneigung steigt an, das Potenzial für kräftige Gewitter ist vorhanden. Jedoch mischen da einige Parameter (Zeit, Föhn etc.) mit, wodurch aus heutiger Sicht noch keine genaue Prognose über die Intensität machen lässt.