Wo bleibt der Flachlandwinter?

Haben Ihre Kinder in diesem Winter 2017/18 schon einmal den Schlitten aus dem Keller geholt und sich am nächstbesten Hügel im rasanten Tempo heruntergewagt? Und dies wohlverstanden bei uns im Flachland. Nicht? Meine Kids auch nicht.
Wie auch ohne nennenswerten Schnee. Wo bleibt der Winter, aus der Sicht des Flachlandbewohner?

Ein Beitrag für alle die auf den Winter im Flachland warten. Für diejenigen die nichts von all dem wissen möchten…

… können es ja trotzdem lesen.

Rückblick

In den letzten Wochen erlebten eine turbulente Wetterlage nach der anderen. Unser Wetter war massgeblich geprägt von einer straffen West- bzw. Nordwestlage. Dabei war der Jetstream  (Starkwindband auf ca. 9000 m Höhe) in aller Munde, war er doch immer wieder mal direkt über die Alpen gerichtet was uns zusätzlich den einen oder anderen Sturm brachte. Hier stellvertretend das Resultat von Sturmtief Burglind am 3. Januar, als diese umgestürzte Tanne die Bahnhofstrasse in Neukirch blockierte.

Kaltes Nordamerika auch gleich Schnee und Kälte in der Schweiz?

Oft wurde gefragt, ob den die extrem kalte Witterung über Nordamerika den nun auch auf Europa rüberschwappe.

Zur Erinnerung: In Kanada wurden bei der Kältewelle zum Jahresende zwischen -15 und -42 Grad gemessen. Seit 1993 war es nicht mehr so kalt.

Die Antwort lautet:  Ja teilweise und Nein bei weitem nicht in dem Ausmass.

Weshalb den ein Ja?

Weil sich an der markanten Luftmassengrenze – zwischen der warmen Suptropenluft südlich und der kalten Polarluft nördlich – Tiefdruckgebiete bildeten, die in der besagten Nordwestströmung wie auf einer Autobahn Kurs auf Europa nahmen. (s. Wetterkarte vom 29.12.17). Mit im Gepäck etwas „Nordamerikaluft“.

Nebenbei: Warum entstehen den Tiefs in dem Fall an der Luftmassengrenze? 

Eine sogennannte Wellenstörung macht den Anfang. Kalte Luft stösst dabei in den Bereich der wärmeren Luft vor, es entsteht eine Kaltfront. Die Kaltluft schiebt sich über die Warmluft, eine Warmfront entsteht. Dabei fällt bodennah der Luftdruck, ein Tief bildet sich. Die Corioliskraft, die durch die Erdrotation entsteht, bewirkt, dass sich die Luftmassen um ein Zentrum drehen.

Mehr zu Fronten gibt es hier. 

Nun aber weiter zur offenen Frage:

Warum das Nein?

Die kalte Luft hatte einen langen Weg bis zu uns, vor allem aber überquerte Sie den Atlantik und „erwärmte“ sich dabei. Deshalb konnte diese gar nie so kalt bei uns ankommen wie Sie gestartet ist, sondern präsentierte uns einen nasskalten und ungemütlichen Wetterverlauf mit höchstens Pflotsch.

Erinnern wir uns mal kurz an den Januar 2017: Damals konnten wir am Ende des Monats Schlittschuhlaufen auf dem Eisweiher, hier in Amriswil. Wir zählten rund 16 Eistage, also auch tagsüber Temperaturen unter 0°C Grad. Dieses Jahr sind es noch Null Eistage und bis Ende des Monats wird sich daran auch nichts ändern.

Soviel zur Vergangenheit, kommen wir nun zur Gegenwart und zur Frage…

Welche Strömung bringt uns die Winterkälte?

Wie Eingangs erwähnt, herrschte in den letzten Wochen oft eine Nordwest- bis Westlage, sowie  Südwest- und Südlagen die in den Bergen gut Schnee brachten.Und gesamtheitlich kann gesagt werden, dass Nord- und Nordostlagen eher spärlich vorhanden waren und sind. Genau diese, die ein Winterzauber auch bei uns im Flachland ermöglichen würden.

Hierfür habe ich drei verschiedene Strömungsrichtungen skizziert, die zeigen sollen, welche herbeiführende Luftmasse uns wie gut oder wie schlecht tangieren.

  • Eher untauglich
Wie geht es weiter?

Bis zum Monatsende ist kein nachhaltiger Kälteeinbruch mehr in den Wetterkarten zu sehen, auch wenn es auf Freitag/Samstag vorübegehend etwas kühler wird. Gehen wir noch weiter sind zwar Anzeichen auf etwas kältere Luft gegeben, aber die Unsicherheiten sind –  natürlich auf so eine Zeitspanne – sehr gross und zwar inwiefern sich diese verhält und mit welcher Standhaftigkeit. Dies zeigt uns auch die Streuung der verschiednen Modellen, hier violett markiert.

Temperaturen auf rund 1500 m Höhe gemäss des amerikanischen Modell GFS

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